Bundesgerichtshof

Mitteilung der Pressestelle


Nr. 125/2006

Neue Entscheidungen des Bundesgerichtshofs zum

Regressverzicht des Gebäudeversicherers des Vermieters

bei leicht fahrlässiger Verursachung eines

Gebäudeschadens durch den Mieter

Nach der neueren Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs ist dem Gebäudeversicherungsvertrag ein Regressverzicht des Versicherers für die Fälle zu entnehmen, in denen der Mieter einen Gebäudeschaden leicht fahrlässig (also weder grob fahrlässig noch vorsätzlich) herbeigeführt hat (Urteile vom 8. November 2000  IV ZR 298/99  BGHZ 145, 393 und vom 14. Februar 2001  VIII ZR 292/98  VersR 2001, 856; Beschluss vom 12. Dezember 2001  XII ZR 153/99  VersR 2002, 433; Urteil vom 3. November 2004  VIII ZR 28/04  VersR 2005, 498). Nunmehr hatte der IV. Zivilsenat des Bundesgerichtshofes in vier Revisionsverfahren erneut über die Frage des Regressverzichts des Versicherers und über weitere damit zusammenhängende und in der Rechtsprechung der Instanzgerichte und der Literatur umstrittene Rechtsfragen zu entscheiden.

Im Ergebnis ergibt sich aus den vier Urteilen Folgendes:

1. Der Senat hält daran fest, dass in der Gebäudeversicherung die ergänzende Vertragsauslegung einen Regressverzicht des Versicherers für die Fälle ergibt, in denen der Mieter einen Schaden am Gebäude durch leichte Fahrlässigkeit verursacht hat, und dass dem Versicherer der Regress auch dann verwehrt ist, wenn der Mieter eine Haftpflichtversicherung unterhält, die Ansprüche wegen Schäden an gemieteten Sachen deckt.

2. Ein Regressverzicht des Gebäudeversicherers ist auch bei einem auf Dauer angelegten unentgeltlichen Nutzungsverhältnis anzunehmen.

3. Eine vorsätzliche oder grob fahrlässige Herbeiführung des Gebäudeschadens durch einen Dritten ist dem Mieter nur zuzurechnen, wenn der Dritte sein Repräsentant war. § 278 BGB ist nicht anwendbar.

4. Dem Gebäudeversicherer, dem der Regress gegen den Mieter verwehrt ist, steht gegen dessen Haftpflichtversicherer entsprechend den Grundsätzen der Doppelversicherung (§ 59 Abs. 2 Satz 1 VVG) ein Anspruch auf anteiligen Ausgleich zu; einen vollen Ausgleich im Deckungsumfang der Haftpflichtversicherung kann er nicht verlangen.

5. Die Rechtsprechung zum Regressverzicht des Gebäudeversicherers kann auf die Hausratversicherung des Vermieters nicht übertragen werden.

Urteil vom 13. September 2006  IV ZR 378/02 

LG Leipzig - Urteil vom 25. Januar 2002  5 HKO 4390/01 ./.

OLG Dresden - Urteil vom 15. Oktober 2002  5 U 451/02 

Urteil vom 13. September 2006  IV ZR 26/04 

LG Ulm - Urteil vom 21. August 2003  6 O 107/03 ./.

OLG Stuttgart - Urteil vom 30. Dezember 2003  7 U 165/03

Urteil vom 13. September 2006  IV ZR 116/05 

LG Bonn - Urteil vom 25. Juni 2003  1 O 6/03 ./.

OLG Köln - Urteil vom 23. Dezember 2003  22 U 146/03 

Urteil vom 13. September 2006  IV ZR 273/05 

LG Koblenz - Urteil vom 4. August 2003  16 O 388/02 ./.

OLG Koblenz - Urteil vom 28. Oktober 2005  10 U 1111/03

Karlsruhe, den 13. September 2006

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